Seit geraumer Zeit stellen einige Politiker und Politikerinnen die Mindestsicherung, sowie die Notwendigkeit einer sozialen Absicherung in Frage. Jene, die Mindestsicherung erhalten werden nun pauschal als Schmarotzer abgeurteilt.
Wir möchten deshalb die Geschichte von Anna G. erzählen.
Eine Geschichte die von der Notwendigkeit eines soliden sozialen Netzes handelt und die sich so oder ähnlich immer und immer wieder ereignet und das sehen wir einfach in unserer täglichen Arbeit.
Hans schaut beunruhigt in die traurigen Augen seiner Frau Anna. Wie lebenslustig sie doch bis vor wenigen Wochen noch war. Am Tag vor dem Schlaganfall haben sie noch Pläne für eine gemeinsame Urlaubsreise geschmiedet. Alle drei Buben der Familie sollten dabei sein, auch Tom der bereits ausgezogen ist und in Steyr lebt. Mit einem Mal ist alles anders.
Es fühlt sich unwirklich an, aber Anna kann nicht mehr gehen, kann nicht mehr sprechen. Sie ist desorientiert und muss trotz intensiver therapeutischer Maßnahmen gefüttert werden, weil sie ihre Hände nicht kontrollieren kann. Da sie lange Zeit zu Hause ihre Kinder betreut hat, wird sie nur eine sehr geringe Invaliditätspension erhalten. Hans, der seit einer gescheiterten Selbständigkeit arbeitslos ist, hat nun Angst um die gemeinsame Existenz.
Nach der Inanspruchnahme der Hospizkarenz wurde er wieder beim AMS vorstellig. Dort teilte er mit, dass seine Frau nun ein Pflegefall sei und rund um die Uhr Betreuung brauche. Der Notstand wurde sofort eingestellt, da er ja dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehe. Gestern kam auch ein Arzt zur Begutachtung des Pflegeaufwandes. Über die Höhe der Pflegeeinstufung wollte er nichts sagen, schließlich entscheidet ja der Chefarzt darüber. Miete, Strom, Versicherungen, Schulkosten…die Rechnungen flattern herein, aber die Begleichung wird immer schwieriger.
Schweren Herzens geht er zu Bezirkshauptmannschaft, um dort die Mindestsicherung zu beantragen. Sein Notgroschen ist ohnehin bereits aufgebraucht. Dort teilt man ihm mit, dass er sofort bekannt geben möge, wenn er das Pflegegeld erhält, weil ja dies dann von der Mindestsicherung abgezogen wird. Er müsse sich auch bemühen wieder Arbeit zu finden, meint die Beamtin streng.
Die Mietwohnung der Familie befindet sich im 2. Stock. Hans schafft es nur mit Mühe Anna auf und ab zu tragen. Dringend benötigen sie eine barrierefreie Wohnung. Der Bürgermeister meint, dass es im Ort kaum solche Wohnung gebe. Auch die Finanzierung der Kaution wird schwer werden. Die Verzweiflung von Hans wächst und so verschlechtert sich auch seine psychische Verfassung.
Was soll nur aus ihnen werden?